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    Neues Investmentmodell der Frauen Bundesliga

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    Der Deutsche Fußball Bund hat einen historischen Schritt beschlossen, um den Frauenfußball in Deutschland strukturell und wirtschaftlich auf ein neues Niveau zu heben. Ab 2026 erhält die Frauen Bundesliga eine eigene Gesellschaft und wird für die kommenden acht Jahre mit 100 Millionen Euro ausgestattet. Damit will der DFB die Liga professionalisieren, international konkurrenzfähig machen und die Abwanderung von Spitzenspielerinnen ins Ausland stoppen.

    Ab 2026 erhält die Frauen Bundesliga eine eigene Gesellschaft und wird für die kommenden acht Jahre mit 100 Millionen Euro ausgestattet.

    Das Vorhaben wurde am 7. November 2025 beim DFB-Bundestag in Frankfurt am Main offiziell verabschiedet. Verbandspräsident Bernd Neuendorf bezeichnete die Gründung der neuen Liga-Gesellschaft als „ein starkes und mutiges Signal“. Ziel sei es, dass die Frauen Bundesliga, wie die Männer, zu den führenden Ligen der Welt gehöre. Das Investitionsprogramm soll bereits mit Beginn der Saison 2026/27 greifen.

    Das Modell sieht eine gemeinsame Gesellschaft von DFB GmbH & Co. KG und den teilnehmenden Clubs vor. Sie wird die Vermarktung, Organisation und strategische Steuerung der Liga übernehmen. Damit wird die Frauen Bundesliga künftig als Joint Venture geführt, vergleichbar mit der DFL-Struktur im Männerfußball, aber mit eigenem Fokus, eigenem Budget und eigenen Entwicklungszielen. Die geplante Gesellschaft trägt den Arbeitstitel „DFL Frauen“.

    Wachstum durch Struktur und Kapital

    Die Basis für die Reform bildet die DFB-Studie „Neue Perspektiven – Die wirtschaftliche Zukunft der Frauen-Bundesliga“, die im Auftrag des DFB gemeinsam mit der Sportmarketingagentur Two Circles erstellt wurde. Sie ist Teil der Strategie FF27 „Frauen im Fußball“ und liefert erstmals eine umfassende, datenbasierte Grundlage über Fanpotenzial, Zielgruppen, Einnahmen und Wachstumsszenarien des deutschen Frauenfußballs. Grundlage der Untersuchung waren nationale Marktanalysen, eine repräsentative Befragung von mehr als 2.000 Personen, qualitative Interviews mit 39 Clubs der Männer- und Frauen-Bundesligen sowie Fokusgruppen mit Medien- und Sponsoringpartnern.

    Laut Studie gilt die Frauen Bundesliga als einer der dynamischsten Wachstumssektoren im europäischen Sport. In Deutschland interessieren sich 48 Prozent aller Fußballfans sowohl für Männer- als auch für Frauenfußball, das entspricht rund 19 Millionen Menschen. Weitere 19 Millionen verfolgen bislang nur den Männerfußball, mehr als die Hälfte davon hat Frauenfußball bisher „noch nie bewusst wahrgenommen“. Das ungenutzte Fanpotenzial ist enorm.

    Im optimistischen Szenario („High Case“) prognostiziert die Studie bis 2031/32 ein Marktvolumen von 130 Millionen Euro pro Saison. Zum Vergleich: Derzeit erwirtschaften die Clubs gemeinsam weniger als 20 Millionen Euro. Bereits bis 2026/27 soll der Umsatz auf 37 Millionen Euro steigen.

    Die Wachstumsannahmen beruhen auf klaren wirtschaftlichen Indikatoren: steigende Reichweiten im Free TV und Pay TV, höhere Zuschauendenzahlen, eine wachsende Zahl aktiver Spielerinnen, professionelle Sponsoringstrukturen und die zunehmende Integration von Frauenteams in die Cluborganisationen.

    Professionalisierung als Schlüssel

    Noch immer können viele Spielerinnen in der Bundesliga nicht vollständig vom Fußball leben. Deshalb liegt der Fokus des DFB-Investments auf Professionalisierung. Mittel fließen in Infrastruktur, medizinische Betreuung, Trainingsstandards, Digitalisierung, Marketing und Personalentwicklung. Ziel ist, innerhalb der nächsten Jahre flächendeckend hauptamtliche Strukturen in allen Vereinen zu etablieren.

    Ein weiterer Faktor ist die Integration des Frauenfußballs in bestehende Clubstrukturen. Die DFB-Studie unterscheidet vier Integrationsmodelle, von minimaler Anbindung bis zur vollständigen Einbettung. Clubs mit hoher Integration erzielen laut Analyse deutlich bessere sportliche und wirtschaftliche Ergebnisse, da sie Ressourcen, Know-how und Markenpräsenz effizienter nutzen.

    Auch die Investitionsbereitschaft wächst: 82 Prozent der Vereine hatten vor fünf Jahren kaum in den Frauenfußball investiert, heute ist es nur noch etwa die Hälfte. Ein Drittel der Clubs plant, in den kommenden fünf Jahren hohe bis sehr hohe Summen bereitzustellen.

    Medienrechte, Zuschauer und Sponsoring

    Mit dem neuen Rechtezyklus 2023-2027 beginnt eine neue Phase der medialen Sichtbarkeit. Erstmals werden alle Spiele live übertragen, durch ARD, ZDF, Sport1, DAZN und MagentaSport. Die jährlichen Einnahmen aus nationalen Medienrechten steigen dadurch von 325.000 Euro auf 5,17 Millionen Euro, was einer Steigerung um das 16-Fache entspricht.

    Parallel rechnet die DFB-Studie mit einer deutlichen Zunahme der Reichweite: Bis 2032 soll sich die durchschnittliche Zuschauerzahl pro Live-Spiel im Free TV von 150.000 auf 750.000 erhöhen. Schon 2022/23 hat sich die Berichterstattung über die Liga mehr als verdoppelt, von 138 auf 306 Beiträge in den ersten fünf Spieltagen.

    Auch im Stadion wächst das Interesse. Der aktuelle Zuschauerschnitt liegt unter 1.000 pro Spiel, doch das Prognosemodell erwartet 7.500 pro Spiel bis 2032 – eine Verzehnfachung. Bei mindestens 60 Spielen pro Saison sollen dann mehr als 10.000 Fans in den Stadien sein. Die Entwicklung zeigt: Der Spieltag wird zu einem eigenständigen wirtschaftlichen Faktor.

    Sponsoring bleibt die wichtigste Einnahmequelle. Es macht derzeit rund die Hälfte der Gesamterlöse aus. Das Studienmodell empfiehlt, Sponsoringrechte künftig unabhängig von den Männerteams zu vermarkten. So ließe sich der Marktwert transparenter darstellen, neue Partnerkategorien erschließen und die wirtschaftliche Eigenständigkeit der Clubs stärken.

    Prognosemodell und Umsatzentwicklung

    Das Prognosemodell der DFB-Studie beschreibt den Weg der Frauen Bundesliga bis 2032 in konkreten Zahlen:

    • Zahl aktiver Spielerinnen: von 187.000 auf 500.000 (+167 Prozent)
    • Social-Media-Reichweite: von 146.000 auf 900.000 Follower
    • DFL-Clubs mit Frauenabteilung: von 8 auf 16
    • Spiele mit über 10.000 Zuschauenden: von 0 auf 60 pro Saison
    • Live-Übertragungen mit mehr als 1,5 Millionen TV-Zuschauer*innen: von 1 auf 10 jährlich

    Der aktuelle Zuschauerschnitt liegt unter 1.000 pro Spiel, doch das Prognosemodell erwartet 7.500 pro Spiel bis 2032 – eine Verzehnfachung.

    Auf dieser Grundlage ergibt sich eine Umsatzsteigerung von derzeit rund 18 Millionen Euro auf bis zu 130 Millionen Euro bis 2032. Der DFB spricht von einem realistischen, aber ehrgeizigen Zielkorridor.

    Blick nach vorn

    Parallel zur neuen Gesellschaft plant der Verband weitere Strukturreformen. Von der Saison 2027/28 an wird eine dreigeteilte 3. Liga für Frauen eingeführt, um die Durchlässigkeit zwischen Nachwuchs, Regionalligen und Bundesliga zu verbessern und die Talentförderung zu professionalisieren.

    Gleichzeitig soll die Bewerbung für die Frauen-EM 2029 zusätzlichen Schub geben. Das Turnier wäre ein weiterer Katalysator, um Reichweite, Sponsoring und Nachwuchsbeteiligung zu steigern. Der DFB sieht im wachsenden Mädchen- und Frauenfußball „ein gewaltiges Potenzial“, das über die Strategie FF27 hinaus systematisch erschlossen werden soll.

    Das Ziel ist klar formuliert: Die Frauen Bundesliga soll in den kommenden Jahren zu den führenden Ligen der Welt gehören. Mit der neuen Gesellschaft, dem langfristigen Kapital und einer datenbasierten Wachstumsstrategie schafft der DFB die Voraussetzungen dafür, dass Deutschlands Topliga im Frauenfußball nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich international Maßstäbe setzt.

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    Ersel Aybasti
    Ersel Aybasti
    Ersel Aybasti is an Industrial Engineer, licensed FIFA Football Agent, and co-founder of a sports management agency. He leads The Women’s League, promoting women’s football, and is driven by honesty, respect, and growth through engineering, entrepreneurship, and empowering athletes and coaches on and off the pitch.

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