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    Transfers in der MLS: System und Regeln erklärt

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    Warum die Transferwelt in den USA völlig anders tickt und was Spielerberater weltweit darüber wissen sollten

    Wenn man an Transfers im Profifußball denkt, kommen einem meist hohe Ablösesummen, Verhandlungen zwischen Beratern und Clubs sowie spektakuläre Deadline-Day-Deals in den Sinn. In der US-amerikanischen Major League Soccer (MLS) läuft vieles jedoch ganz anders – nämlich strukturiert, reguliert und kollektiv gesteuert. Wer den US-Markt verstehen möchte, muss das System hinter Trades, Allocation Money und Drafts kennen.

    Die MLS unterscheidet sich grundlegend von europäischen Ligen. Während europäische Clubs eigenständig handeln, basiert die MLS auf einem zentralisierten „Single-Entity“-Modell: Alle Spieler stehen bei der Liga unter Vertrag, nicht bei den Clubs. Transfers innerhalb der Liga erfolgen als Trades, externe Transfers über ein komplexes Regelwerk mit festen Budgetgrenzen, Transferrechten und Spielerkategorien.

    Was Berater unbedingt wissen müssen:

    Transferfenster:

    Die MLS hat zwei feste Transferperioden pro Jahr:

    • Primäres Transferfenster: Anfang Februar bis Ende April
    • Sekundäres Fenster: Anfang Juli bis Anfang August

    Nur in diesen Zeiträumen dürfen neue internationale Spieler registriert werden

    Ausnahmen sind nicht zulässig. Der jeweilige „International Transfer Certificate (ITC)“ muss rechtzeitig vorliegen.

    Kader- und Budgetlimits:

    • Jeder Club darf maximal 30 Spieler registrieren
    • Davon zählen nur die ersten 20 Slots vollständig gegen den Salary Cap
    • Slots 21–30 sind für Nachwuchsspieler, Homegrowns oder Mindestgehalt-Spieler reserviert
    • Salary Cap 2025: ca. $5,47 Mio. mit vielen Ausnahmen (Designated Player, GAM, TAM, etc.)

    Internationale Spieler:

    • Jeder Club hat eine begrenzte Anzahl an „International Roster Slots“ (meist 7–9 pro Club)
    • Diese können getauscht oder gekauft werden
    • Die Nationalität allein ist nicht entscheidend. Entscheidend ist der Aufenthaltsstatus.

    • Keine klassischen Ablösen innerhalb der Liga:
      Spieler werden zwischen Clubs nicht gegen Geld getauscht, sondern gegen interne Ressourcen wie General Allocation Money (GAM), Draft Picks oder andere Tauschwerte.

    Keine freien Transfers nach außen:

    Auch bei auslaufenden Verträgen besitzt der jeweilige MLS-Club unter Umständen weiterhin „Rechte“ an einem Spieler (z. B. Right of First Refusal, Re-Entry Draft oder Free Agency Regeln), was einen Wechsel erschweren kann sogar, wenn der Vertrag formell endet.

    Fazit:

    Das Transfersystem der MLS ist kein freier Markt – es ist ein strukturierter, ligaüberwachter Prozess mit festen Regeln und zentralen Freigaben. Wer erfolgreich Spieler in diesen Markt platzieren oder herausholen will, benötigt nicht nur Fachwissen über den Fußball, sondern auch ein präzises Verständnis für das MLS-Regelwerk.

    Die wichtigsten Transfermechanismen im Überblick

    1. Draft-System: Einstieg über den College-Fußball

    Wie im US-Sport üblich, werden viele junge Talente über den „MLS SuperDraft“ in die Liga integriert. Dabei wählen Clubs reihum Spieler aus dem College-Fußball aus. Die Reihenfolge richtet sich nach der Platzierung der Vorsaison: Die schwächsten Teams dürfen zuerst wählen. Auch 2025 war der Draft ein bedeutendes Ereignis – u.a. sicherte sich Vancouver Whitecaps den kanadischen U23-Nationalspieler Anthony Beniot an Position 2.

    2. Trades: Spieler gegen Geld – oder besser gesagt: gegen Budgetmittel

    In der MLS können Spieler nicht nur gegen andere Spieler, sondern auch gegen interne Budgetmittel getauscht werden.

    Konkret: General Allocation Money (GAM) oder Targeted Allocation Money (TAM).

    Was ist GAM?

    General Allocation Money ist flexibles Budgetgeld, das Clubs jährlich von der Liga erhalten (2025: ca. $2,5 Mio.). Es kann verwendet werden, um:

    • das Gehalt eines Spielers für die nicht-überschreitung der Salary Cap zu reduzieren
    • Ablösesummen bei internationalen Transfers zu „verrechnen“
    • Als Tauschmittel bei Transfers innerhalb der Liga.

    Was ist TAM?

    Targeted Allocation Money ist zweckgebunden und darf nur verwendet werden, um Spieler im Gehaltsbereich über der Salary Cap (bis ca. $1,65 Mio.) „einzupreisen“, ohne dass sie als Designated Player gelten müssen.

    Beispiele 2025 für GAM & TAM:

    • Inter Miami tradete Verteidiger Ryan Sailor zu St. Louis City SC für $300.000 GAM.
    • NY Red Bulls nutzten $200.000 TAM, um das Gehalt von Rayan Raveloson strukturell unter dem DP-Limit zu halten.
    • Columbus Crew bot $400.000 GAM plus einen Draft Pick für die Rechte an einem Rückkehrer aus Europa.

    3. Designated Player Rule: Stars außerhalb der Cap

    Die 2007 eingeführte Designated Player Rule (auch bekannt als „Beckham Rule“) erlaubt jedem Club, bis zu drei Spieler zu verpflichten, deren Gehalt über der festgelegten Cap liegt. Für jeden DP wird ein fixer Cap-Hit angerechnet ($683.750 in 2025), alles darüber zahlt der Club selbst. Eine Sonderform betrifft U22-Spieler (Young DP), deren Cap-Hit noch geringer ist ($200.000–300.000).

    4. Gehälter, Cap & Budget-Strategien

    Die MLS arbeitet mit einer Team-Gehaltssumme von ca. $5,47 Mio. pro Team (2025). Nur die ersten 20 Spielerverträge zählen voll gegen diese Cap.

    Wichtige Ausnahmen:

    • Allocation Money (GAM/TAM) reduziert Gehälter cap-technisch.
    • Designated Players (max. 3 pro Club) können oberhalb der Cap bezahlt werden.
    • Homegrown Player Rule: Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zählen nicht voll gegen den Cap.

    Salary Budget Slots:

    • Maximal 30 Spieler
    • Slots 1–20: volle Cap-Relevanz
    • Slots 21–30: Homegrowns und Low-Budget-Spieler

    5. Transfers aus Europa: Strategische Planung nötig

    Für externe Berater gilt: Ein MLS-Transfer erfordert Planung. Wer einen Spieler mit Gehalt über $650.000 vermitteln will, braucht:

    • freien DP-Slot oder Einsatz von TAM/GAM,
    • einen verfügbaren International Slot,
    • Klärung von Discovery Rechten.

    Fazit: Die MLS – Ein System mit Struktur und Strategie

    Die MLS verfolgt eine klare Philosophie: wirtschaftliche Stabilität, sportliche Ausgeglichenheit und langfristige Planbarkeit. Für Berater bietet sich hier ein strukturierter Markt mit klarem Regelwerk, aber auch hoher Einstiegshürde. Wer das System versteht, kann Spieler nachhaltig in einem wachsenden Markt mit hoher medialer Reichweite platzieren ohne die Risiken eines überhitzten Marktes wie in Europa.

    Tipp: Für technische Details siehe das MLS Roster Rules & Regulations Manual (mlsplayers.org).

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    Cagri Yildirim
    Cagri Yildirim
    Cagri, studied Marketing (BSc) in Germany with Turkish roots, combines his passion for football with investment, analytical and psychological expertise. A FIFA-licensed agent, sports mental and former amateur coach, he works at Daimler Truck AG in global market development. With a background in management, he supports players holistically on and off the pitch.

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