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    Eine neue Ära für U19- & U17-Talente in Deutschland – Reform der „Nachwuchsliga“

    Mit Beginn der Saison 2024/25 hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seine höchsten Jugendspielklassen grundlegend reformiert. Das neue System ersetzt die bisherige A-Junioren-Bundesliga und B-Junioren-Bundesliga für die Altersklassen U19 und U17. Ziel der Reform ist es, die Spielerentwicklung zu verbessern, einen ausgeglicheneren Wettbewerb zu gewährleisten und unnötige Reisebelastungen für junge Athleten zu reduzieren. Beide Altersklassen folgen einem ähnlichen zweiphasigen Format, wobei kleinere Unterschiede die spezifischen Bedürfnisse und Strukturen jeder Altersgruppe berücksichtigen.

    Phase Eins: Vorrunde

    Struktur:

    • Regionale Gruppen:
      • Alle 64 Mannschaften jeder Altersklasse werden in acht regionale Gruppen eingeteilt.
      • Jede Gruppe besteht aus bis zu acht Teams.

    Ziele und Format:

    • Geografische und leistungsbasierte Einteilung:
      • Die Zuteilung erfolgt so, dass Reisewege möglichst kurz bleiben und Mannschaften gegen regionale Gegner antreten.
      • Teams werden basierend auf einem mehrjährigen Bewertungssystem eingeteilt, anstatt strikt nach Bundesländern oder geografischen Grenzen.
    • Spielmodus:
      • Jede Mannschaft bestreitet ein Hin- und Rückspiel gegen die Gegner der eigenen Gruppe (insgesamt 14 Spieltage).
      • Die Ergebnisse dieser 14 Spiele bestimmen die Platzierungen innerhalb der Gruppe.

    Die regionalen Gruppen der Saison 2024/25 wurden geografisch wie folgt erstellt:

    Phase Zwei: Hauptrunde

    Nach der Vorrunde werden die Teams anhand ihrer Platzierungen in zwei separate Ligen aufgeteilt:

    Liga A:

    • Qualifikation:
      • Die besten drei Teams jeder Vorrundengruppe qualifizieren sich für Liga A.
      • Dadurch entsteht ein Teilnehmerfeld von 24 Mannschaften (beispielsweise die Erst- und Zweitplatzierten jeder Gruppe sowie die sechs besten Drittplatzierten).
    • Gruppeneinteilung und Spielmodus:
      • Diese 24 Mannschaften werden in vier Gruppen mit je sechs Teams unterteilt.
      • Es folgt eine weitere Gruppenphase im Rundenturniermodus mit zehn Spieltagen zur Verfeinerung der Ranglisten.
    • Ziel am Ende der Hauptrunde:
      • Die besten Teams aus Liga A qualifizieren sich für die K.O.-Phase (Playoffs), in der der Deutsche Jugendmeister der jeweiligen Altersklasse ermittelt wird.

    Liga B:

    • Qualifikation:
      • Alle verbleibenden Teams aus der Vorrunde werden in Liga B eingeteilt.
      • Zusätzlich qualifizieren sich bis zu 11 weitere Amateurvereine (die keine offizielle Jugendakademie besitzen) über ihre Leistungen in den unteren Jugendklassen.
    • Gruppeneinteilung und Spielmodus:
      • Liga B wird in Gruppen mit bis zu acht Teams organisiert.
      • Der Modus bleibt ein Hin- und Rückspiel über 14 Spieltage.
    • Zweck:
      • Liga B stellt sicher, dass auch Mannschaften außerhalb der Top-Gruppe eine wettbewerbsfähige Plattform erhalten und trägt zu einer breiteren sportlichen Balance bei.
    Finalphase: Playoffs (Meisterschaftsphase)

    U19 Liga A:

    • O.-Runden:
      • Nach Abschluss der Hauptrunde erreichen die besten 16 Teams aus Liga A die K.O.-Phase.
      • Dieses Turnier wird im klassischen K.O.-System ausgetragen, beginnend mit dem Achtelfinale.
    • Ermittlung des Meisters:
      • Der Sieger der K.O.-Runde wird zum Deutschen Jugendmeister der jeweiligen Altersklasse gekürt.

    Hinweis: Die U17-Nachwuchsliga folgt einem ähnlichen Format mit leichten Anpassungen bei der Qualifikation und Gruppeneinteilung, um den Entwicklungsbedarf der jüngeren Spieler zu berücksichtigen.

    U19 Liga B:

    • Qualifikation für zukünftige Saisons:
      • Vereine mit einem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) sichern sich durch eine Platzierung in Liga B in der Regel automatisch die Teilnahme an der nächsten Saison der U19-Nachwuchsliga.
      • Amateurvereine (ohne NLZ) müssen unter den besten vier Mannschaften ihrer Liga-B-Gruppe landen, um sich für die nächste Saison zu qualifizieren. Dieses System bietet eine Aufstiegsmöglichkeit für Vereine ohne Jugendakademie.
    • Teilnahme am DFB-Junioren-Pokal:

    Zusätzlich qualifizieren sich die bestplatzierten Teams der Liga B für den DFB-Junioren-Pokal und erhalten so weitere Wettbewerbserfahrung.

    Praktische Erfahrungen mit der neuen Nachwuchsliga

    Die ersten Rückmeldungen der Vereine zeigen bereits positive Effekte der Reform. Ismail Gülec, Trainer der U17-Mannschaft des SSV Ulm 1846 Fußball, zieht nach etwa 60 % der Saison ein positives Fazit:

    “Woche für Woche messen wir uns mit den Besten, was unsere Spieler an ihre Grenzen bringt. Die individuelle Entwicklung bleibt zwar oberste Priorität, aber Fußball ist dennoch ein ergebnisorientierter Sport. Ohne Abstiegsdruck können wir effektiver planen, jüngeren Spielern mehr Einsatzzeit geben und sie auf die kommende Saison vorbereiten. Gleichzeitig haben nicht-professionelle Teams die Möglichkeit, sich zu beweisen und sich für die Liga zu qualifizieren. Natürlich stellen die zusätzlichen Reisen und logistischen Anforderungen eine Herausforderung dar aber sie dienen als wertvolle Vorbereitung auf eine mögliche Karriere im Profifußball.”

    Diese Kombination aus hochklassigem Jugendwettbewerb, Planbarkeit und strukturierter Spielerentwicklung unterstreicht die langfristige Vision des neuen Systems.

    Innovationen und Ziele der Reform
    • Entwicklungsfokus: Durch den Verzicht auf feste Auf- und Abstiegsregelungen für NLZ-Vereine liegt der Schwerpunkt auf der langfristigen Spielerförderung.
    • Ausgewogener Wettbewerb: Die regionale Gruppierung in der Vorrunde und die leistungsbasierte Zuteilung in der Hauptrunde sorgen für ein faires und herausforderndes Wettbewerbsumfeld.
    • Einbindung von Amateurvereinen: Bis zu 11 zusätzliche Amateurteams erhalten die Möglichkeit, in Liga B mitzuwirken.
    • Effizientes Reise- und Belastungsmanagement: Die geographische Gruppeneinteilung reduziert Reisezeiten und fördert eine bessere Balance zwischen Fußball, Schule und Ausbildung.
    • Mehr Einsatzzeit: Jede Mannschaft kann pro Spiel bis zu sieben Spieler wechseln, sodass alle 18 Akteure eines Spieltagskaders zum Einsatz kommen können.
    Wie erfolgreich ist das deutsche Nachwuchssystem für den Weg in den Profifußball?

    Zahlen hierzu sind schwer zu ermitteln, aber ein klarer Trend zeigt sich: Viele Profiteams setzen stark auf eigene Nachwuchsspieler. In der Bundesliga stellen diese oft 30% bis 50% des Kaders. Besonders Bayern München, Borussia Dortmund und Schalke 04 sind bekannte Beispiele für erfolgreiche Nachwuchsarbeit.

    Hier sind die drei Vereine pro Profispielklasse mit den meisten eigenen Akademiespielern im Profikader:

    Bundesliga:

    1. TSG 1899 Hoffenheim – 9 Spieler aus der eigenen Akademie (~32 Mio. € Marktwert)
    2. SC Freiburg – 8 Spieler aus der eigenen Akademie (~30 Mio. € Marktwert)
    3. Borussia Dortmund – 7 Spieler aus der eigenen Akademie (~67 Mio. € Marktwert)
    1. Bundesliga:
    1. Hertha BSC – 15 Spieler aus der eigenen Akademie (~28 Mio. € Marktwert)
    2. 1.FC Köln – 11 Spieler aus der eigenen Akademie (~21 Mio. € Marktwert)
    3. FC Schalke 04 – 8 Spieler aus der eigenen Akademie (~5 Mio. € Marktwert)
    1. Liga:
    2. VfB Stuttgart II – 22 Spieler aus der eigenen Akademie (~8 Mio. € Marktwert)
    3. SpVgg Unterhaching – 13 Spieler aus der eigenen Akademie (~3 Mio. € Marktwert)
    4. Hannover 96 II – 13 Spieler aus der eigenen Akademie (~2 Mio. € Marktwert)
    Ein Meilenstein für die Zukunft des deutschen Fußballs

    Deutschland ist seit Langem für seine starke Nachwuchsförderung bekannt, und die U19- und U17-DFB-Nachwuchsliga stellt eine strategische Neuausrichtung dar, um die Spielerentwicklung weiter zu optimieren. Durch die Fokussierung auf Wettbewerb, individuelle Förderung und Nachhaltigkeit soll das neue System junge Talente besser auf die Herausforderungen des Profifußballs vorbereiten. Mit dem Start der ersten Saison 2024/25 markiert diese Umstrukturierung einen bedeutenden Schritt, um Deutschlands Ruf als führende Nation in der Nachwuchsfußballförderung zu wahren. Werden andere Märkte diesem Ansatz folgen?

    Weitere Informationen gibt es unter den folgenden Links:

    Ersel Aybasti
    Ersel Aybasti
    Ersel Aybasti is a Quality Engineer at Mercedes-Benz and a dedicated sidepreneur with a strong passion for both engineering and sports management. In 2015, Ersel co-founded a player and coach management agency, seamlessly combining an entrepreneurial mindset with a deep love for football. As a licensed FIFA Football Agent, he mentors athletes and coaches, providing strategic guidance to help them navigate the complexities of their careers. Beyond his work in engineering and sports management, Ersel serves as the Executive Director & Editor-in-Chief of The Women’s League, a platform dedicated to amplifying key voices and driving meaningful conversations within the women’s football industry. Guided by values of honesty, respect, and reliability, he approaches every challenge as an opportunity for growth. He strongly believes in the power of meaningful relationships and the importance of personal and professional development. Football has been a lifelong passion, continuously inspiring him to push boundaries, empower others, and lead projects to impactful and successful outcomes. Whether advancing in his engineering career, supporting athletes in their professional journeys, or championing important causes, Ersel Aybasti is committed to making a lasting and positive difference.

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